HCS Human Capital SystemVirtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: "Sucht und Organisationen."


Kontext: "Sucht und Organisationen."



Begriff: "Suchtmerkmale".

Neben dem falschen Maß ist ein weiteres Merkmal aller Süchte, dass an die Stelle des "Eigentlichen", um das es tatsächlich geht, ein leicht erreichbarer oder einfacher verfügbarer Ersatz tritt und dieser Ersatz zunehmend so in den Mittelpunkt kommt, bis sich alles nur noch um den "Ersatz" dreht und das "Eigentliche" völlig in den Hintergrund gedrängt hat. Da das "Eigentliche" nicht verfügbar oder erreichbar ist, zumindest ist dies die unverrückbare Grundannahme des Süchtigen, erhöht er permanent den Anspruch, wenigstens den "Ersatz" ständig verfügbar zu haben und nicht und niemals zu verlieren.

Er, der Süchtige, ist zunehmend bereit, alles, aber auch wirklich alles zu unternehmen, um diesen "Ersatz" zu erhalten und sich immer wieder zu beweisen, dass er jederzeit den "Ersatz" haben kann.

Sie wissen, dass das Höchste, was ein Mensch einsetzen kann, seine eigene Persönlichkeit, seine Ehre und Selbstachtung, sein Körper und sein Geist und insbesondere die Liebe ist. All dies wird instrumentalisiert, um den "Ersatz" immer wieder zu erhalten. Gleichzeitig baut sich der Süchtige eine Scheinwelt auf, in welcher das "Eigentliche", das er sucht, für ihn ständig verfügbar wäre und der "Ersatz" auf den er - wirklich nur im Ausnahmefall, so wie er annimmt -, zurückgreift, wirklich nur ein unwürdiger "Ersatz" ist und er selbst in keiner Weise von diesem "Ersatz" abhängig sei, weil, - so denkt er-, er doch jederzeit das "Eigentliche" haben könnte.

Da der "Ersatz" jedoch nicht zur Befriedigung des tatsächlichen Bedürfnisses führt und dies "danach" dem Süchtigen jedes Mal absolut klar wird, überhäuft sich der Süchtige beim "Kater" entweder mit Selbstvorwürfen oder mit Selbstgerechtigkeiten, warum ihm niemand und niemals er sich etwas vorwerfen kann oder Andere ihm etwas vorwerfen können.

Die Selbstvorwürfe liefern dann oft den Grund zur nächsten Runde. Die Selbstgerechtigkeit enthält die Herausforderung, sich und den Anderen zu "beweisen", dass man nicht "abhängig" sei, was natürlich ebenfalls nur wieder in der nächsten Runde landet.

Typische Suchtmerkmale:

  1. Unersättlichkeit,
  2. Unmöglichkeit, zufrieden zu sein,
  3. Unmöglichkeit, befriedigt werden zu können,
  4. Abhängigkeit von "nur" einem Suchtmittel, zu welchem immer wieder zurückgekehrt wird,
  5. Sicherstellung (mit allen Mitteln), dass innerhalb des jeweiligen Bewegungsrahmens das Suchtmittel immer zur Verfügung steht,
  6. Prostitution gegenüber den Dealern (Versorgern mit den Suchtmitteln),
  7. Aufgabe und schließlich Verzicht auf alle Orientierungen und Beziehungen, die nicht mit dem Suchtmittel zusammenhängen,
  8. Selbstabwertungen, Selbstbestrafungen, Selbstvorwürfe, Hass auf sich selbst,
  9. Hass auf alle, die irgendwie von der Sucht zu profitieren scheinen,
  10. Panische Angst vor Veränderungen.

Der Süchtige steht ständig unter einem inneren Druck, den er jedoch gegenüber Dritten niemals zugeben würde. Falls es doch geschieht, dann niemals mit einem Bezug zur (eigenen) Sucht.

Den inneren Druck kann der Süchtige nur mit dem Suchtmittel unter Kontrolle halten oder, falls dies nicht gelingt, mit einer höheren Dosis betäuben. Zumindest vorübergehend.