HCS Human Capital SystemVirtuelles Lebenswerk von Heinrich Keßler, Appenweier
Kontext: "Sucht und Organisationen."


Kontext: "Sucht und Organisationen."



Begriff: "Wesen der Sucht".

Die Sucht sucht. Sie sucht nach dem "Eigentlichen", was immer dies im Einzelfall sein mag. In diesem Kontext wird der Einfachheit halber davon ausgegangen, dass das "Eigentliche" der "Erfolg" sei, also der Süchtige nach "Erfolg" sucht.

Das "Zu viel".

Eine gemeinsame Konstante aller Süchte ist das "Zuviel". Das Maß wird überschritten. Es gibt aber auch Süchte, in welchen das Maß unterschritten wird, z.B. Geiz: Jemand ist ehrgeizig, ehrenkäsig, missgünstig, neidisch.

Verlust der Autonomie.

Ein gemeinsamer Nenner aller Süchte ist der Verlust des Maßes, der Autonomie und Verantwortung für sich selbst. Viele trinken z.B. Alkohol, viele sogar regelmäßig, ohne dadurch abhängig zu werden. Von einem Alkoholiker kann man erst sprechen, wenn die Kontrolle über den Alkoholkonsum verloren gegangen ist.

Verlust des Maßes.

Es fehlen entweder, oder, oder im Verbund:

  1. das Maß für den Genuss,
  2. das verträgliche Maß,
  3. das Maß der Grenze zur Sucht,
  4. das Mindestmaß,
  5. das Höchstmaß.

Wird eine Maßgrenze (wieder) entdeckt, wird sie überschritten oder unterschritten oder so verändert, dass sie nicht mehr wirken kann. Das Maß wird entweder zu niedrig oder zu hoch angesetzt.

Verlust der Kontrolle über das Maß.

Der Süchtige ist überzeugt, immer(!) die Kontrolle über das Maß zu besitzen. Die permanenten Belege, dass dies zumindest für den Umgang mit dem Suchtmittel nicht stimmt, werden ignoriert. Es wird irgendein anderes Merkmal ausgesucht, das strickt eingehalten und immer wieder erreicht wird. Damit bestätigt sich der Süchtige selbst immer wieder, dass er zu einer jederzeitigen Kontrolle in der Lage ist. Die damit verbundene Regelungs- und Steuerungsfähigkeit und überträgt der Süchtige auf die Kontrollfähigkeit sowohl über sich, das Suchtmittel und sein Suchtverhalten.

Woran immer der Süchtige seine Kontrollfähigkeit übt: Die Kontrolle geschieht rigoros und absolut.

Verlust der Verantwortung für sich selbst.

Die Autonomie und die Verantwortung für sich selbst können nur verloren gehen bzw. nicht mehr ausgeübt werden durch:

  1. freiwilligen Verzicht; d.h. durch die Entscheidung, die Autonomie nicht auszuüben: Dies ist am häufigsten.
  2. Unterdrückung des Ausdrucks der Autonomie durch Fremdeinwirkung, z.B. im Gefängnis;
  3. Tatsächliche Krankheit, die tatsächlich zur Unfähigkeit zur Autonomie führt, z.B. beim Siechtum, Ausfall von Organen und unheilbaren Krankheiten. Dies ist am seltensten und spielt insbesondere in Unternehmen kaum eine Rolle.
  4. Gebrechlichkeit, körperlichen oder geistigen Verfall,
  5. körperliche oder geistige Behinderungen, Beeinträchtigungen oder Fehlbildungen,
  6. Betäubung,
  7. Ohnmacht, Verlust des Bewusstseins,
  8. Verletzungen, schweren vorübergehenden oder dauerhaften Schädigungen von Körper oder Geist.

Bitte beachten:

Die Sucht ist häufig einfach "nur" eine Überlebensstrategie des Süchtigen, die sich durch eine entsprechende Lebensstrategie den Platz, den Raum, die Beziehungen und das Leben und Überleben ermöglicht, erlaubt, sichert und bewahrt.