Die Sucht sucht. Sie sucht nach dem "Eigentlichen", was immer dies im Einzelfall sein mag. In diesem Kontext wird der Einfachheit halber davon ausgegangen, dass das "Eigentliche" der "Erfolg" sei, also der Süchtige nach "Erfolg" sucht.
Eine gemeinsame Konstante aller Süchte ist das "Zuviel". Das Maß wird überschritten. Es gibt aber auch Süchte, in welchen das Maß unterschritten wird, z.B. Geiz: Jemand ist ehrgeizig, ehrenkäsig, missgünstig, neidisch.
Ein gemeinsamer Nenner aller Süchte ist der Verlust des Maßes, der Autonomie und Verantwortung für sich selbst. Viele trinken z.B. Alkohol, viele sogar regelmäßig, ohne dadurch abhängig zu werden. Von einem Alkoholiker kann man erst sprechen, wenn die Kontrolle über den Alkoholkonsum verloren gegangen ist.
Es fehlen entweder, oder, oder im Verbund:
Wird eine Maßgrenze (wieder) entdeckt, wird sie überschritten oder unterschritten oder so verändert, dass sie nicht mehr wirken kann. Das Maß wird entweder zu niedrig oder zu hoch angesetzt.
Der Süchtige ist überzeugt, immer(!) die Kontrolle über das Maß zu besitzen. Die permanenten Belege, dass dies zumindest für den Umgang mit dem Suchtmittel nicht stimmt, werden ignoriert. Es wird irgendein anderes Merkmal ausgesucht, das strickt eingehalten und immer wieder erreicht wird. Damit bestätigt sich der Süchtige selbst immer wieder, dass er zu einer jederzeitigen Kontrolle in der Lage ist. Die damit verbundene Regelungs- und Steuerungsfähigkeit und überträgt der Süchtige auf die Kontrollfähigkeit sowohl über sich, das Suchtmittel und sein Suchtverhalten.
Woran immer der Süchtige seine Kontrollfähigkeit übt: Die Kontrolle geschieht rigoros und absolut.
Die Autonomie und die Verantwortung für sich selbst können nur verloren gehen bzw. nicht mehr ausgeübt werden durch:
Die Sucht ist häufig einfach "nur" eine Überlebensstrategie des Süchtigen, die sich durch eine entsprechende Lebensstrategie den Platz, den Raum, die Beziehungen und das Leben und Überleben ermöglicht, erlaubt, sichert und bewahrt.